Gesellschaft im Wandel - Zukunft gestalten

beziehungsweise 1/2025–Artikel 3

Wolfgang Mazal wurde 65

Festschrift würdigt den Leiter des ÖIF

Red.

Mit einem wachen Auge gesellschaftliche Veränderungen wahrnehmen und auf verschiedenen Ebenen die Zukunft mitgestalten – das ist Wolfgang Mazals Grundverständnis von einer wirkungsorientierten und disziplinenübergreifenden Wissenschaft. Im Dezember 2024 feierte er seinen 65. Geburtstag.

Wolfgang Mazal wurde 1959 in Wien geboren. Nach der Matura studierte er an der Universität Wien Rechtswissenschaften und promovierte 1981 zum Doctor iuris. Seine akademische Karriere begann er als Universitätsassistent für Kirchenrecht in Wien und wechselte 1983 an das Institut für Arbeits- und Sozialrecht, dem er seither verbunden ist.

Nach einem Aufenthalt an der Forschungsstelle für Sozialrecht und Gesundheitsökonomie der Universität Bayreuth habilitierte er sich 1991 an der Universität Wien. 1992 wurde er zum Professor am Institut für Arbeits- und Sozialrecht an der Universität Wien ernannt.

Arbeits-, Sozialrecht und Medizinrecht
In den folgenden Jahren beschäftigte sich Mazal intensiv mit Medizinrecht, einem Fach, zu dessen Weiterentwicklung er wesentlich beigetragen hat. 1994 gründete er die Fachzeitschrift "Recht der Medizin" (RdM). In Fachbeiträgen und Editorials zu einzelnen Ausgaben versuchte er regelmäßig, zwischen Recht, Praxis und Rechtspolitik zu vermitteln, um weltfremde Auslegungsergebnisse zu vermeiden. 1990 war er an der Gründung der Fachzeitschrift "ecolex" beteiligt. Bis heute publiziert er dort regelmäßig und betreut den Bereich des Arbeitsrechts.

Wolfgang Mazal zeigte von Anfang an ein Gespür für aktuelle und praxisrelevante Themen. Niemals behandelt er Themen aus rein akademischem Interesse, sondern diese müssen von praktischer Bedeutung sein und die dabei gefundenen Lösungen müssen sich in der Praxis bewähren. Schon in seiner Zeit als Universitätsassistent hatten Publikationen von ihm nachhaltigen Einfluss auf die Rechtspraxis.

Interdisziplinarität und Familienforschung
Ein disziplinübergreifendes Arbeiten war und ist Wolfgang Mazal stets wichtig: nur so können soziale Phänomene adäquat erfasst und gestaltet werden. Die Bedeutung interdisziplinären Arbeitens und Forschens für ihn zeigt sich auch in seinem seit 2002 währenden Engagement für das Österreichische Institut für Familienforschung (ÖIF). Das ÖIF wurde als nachhaltiges Ergebnis des Internationalen Jahres der Familie 1994 im selben Jahr gegründet. Die Gründungsidee war einerseits die Kooperation zwischen Wissenschaft und Praxis sowie andererseits die interdisziplinäre Bearbeitung familienwissenschaftlicher Themen.

Im Selbstverständnis des ÖIF als Forschungseinrichtung hat die Unabhängigkeit eine besondere Bedeutung, die insbesondere die Autonomie bei der Themen- und Methodenwahl sowie im Prozess der Erkenntnisgewinnung bedeutet. Wolfgang Mazal war es wichtig, das ÖIF mit seiner interdisziplinären, angewandten Forschung und Politikberatung auf eine breite und solide wissenschaftliche Basis zu stellen, auch um dessen Fortbestand zu sichern. Nach langwierigen Verhandlungen ist es ihm im Jahr 2006 gelungen, das ÖIF als Drittmittelprojekt an der Universität Wien zu verankern. 2006 wurde er vom Rektor der Universität Wien zum Institutsleiter bestellt und füllt seither diese Funktion ehrenamtlich aus.

Wolfgang Mazal begleitet bis dato zahlreiche Forschungsprojekte am ÖIF. Vor allem im Kontext der Politikberatung sind Evaluationsstudien von großer Bedeutung. So begleitete Wolfgang Mazal seit Beginn seiner Tätigkeit am ÖIF beispielsweise die zahlreichen Evaluierungen und Modifikationen des Kinderbetreuungsgeldes bzw. des Kinderbetreuungsgeldkontos oder auch die Evaluierung der familienpolitischen Leistungen des Bundes in Österreich, die Evaluierung des Bundes-Kinder- und Jugendhilfegesetzes und die Evaluierung der Familiengerichtshilfe.

Bei den internationalen Projekten ist das International Network on Leave Policies and Research zu nennen, an dem das ÖIF seit 2004 mitwirkt. Auch die Beteiligung des ÖIF am Generations and Gender Programme (GGP), einer internationalen Datenerhebung zur Erfassung familiendemografischer Daten, begleitete Wolfgang Mazal. Ebenso war er als Institutsleiter für zahlreiche europäische Projekte im Rahmen der Forschungsprogramme der Europäischen Kommission, wie zum Beispiel für die Familyplatform (7th Framework) oder DigiGen – the impact of technological tranformation on the digital generation (Horizon 2020 programme) – mitverantwortlich.

Engagement in Lehre und Vermittlung
Ein großes Anliegen ist Wolfgang Mazal die universitäre Lehre. Sein unermüdliches Engagement in diesem Bereich führte ihn auch an andere Institutionen wie etwa an die wirtschaftswissenschaftliche Fakultät der Universität Wien, an die Medizinischen Universitäten Wien und Graz, an die Technischen Universitäten Wien und Graz, die Universitäten Salzburg und Linz, an verschiedene Fachhochschulen sowie an zahlreiche Universitäten in China und Japan. Viele Jahre engagierte sich Wolfgang Mazal in der Hochschulpolitik und im Bereich des Hochschulrechts. Er war Mitglied des Fachhochschulrats und von 2009 bis 2019 Vorsitzender des Universitätsrats der nunmehrigen Universität für Weiterbildung Krems. Von 2012 bis 2022 war er Vizepräsident der Agentur für Qualitätssicherung und Akkreditierung Austria (AQ.Austria), die mit der Qualitätssicherung von Hochschulen beauftragt ist.

Für Wolfgang Mazal war die außeruniversitäre Vermittlung wissenschaftlicher Inhalte immer ein wichtiger Teil seiner beruflichen Tätigkeit. Er verfasste unzählige Zeitungsartikel, nahm mit leidenschaftlichem Engagement an Podiumsdiskussionen teil und ist ein gefragter Gutachter. Einem derartigen Berufsverständnis entsprechend macht die Beschäftigung von Wolfgang Mazal mit der Rechtsordnung nicht bei der aktuellen Rechtslage halt, sondern hat den Anspruch, Rechtsregeln zum Besseren zu entwickeln, um damit zur positiven Fortentwicklung der Gesellschaft beizutragen. Er ist folglich auch im Bereich der Politikberatung tätig, wo er vor allem in sozial- und familienpolitischer Hinsicht zuweilen deutlichen Einfluss nehmen konnte. So leitete er Anfang der 2000er-Jahre die Arbeitsgruppe zur sozialen Treffsicherheit und seine Ideen flossen in zahlreiche arbeits- und sozialrechtliche Gestaltungen ein.

Hervorzuheben ist das Engagement Wolfgang Mazals im Rahmen der DenkWerkstatt St. Lambrecht, die 2008 als Forum für offene Diskussionen zu Fragen der sozialen Entwicklung, demografischen Veränderungen, Bildungs- und Integrationspolitik, finanziellen Sicherheit, Gesundheit und Vorsorge in Österreich und Europa geschaffen wurde. Weiters engagiert er sich seit 2021 als Präsident des Katholischen Laienrates, einer Plattform, die sich mit gesellschaftlichen Entwicklungen und Problemen und deren Lösungen aus christlicher Sicht beschäftigt.

Arbeitsschwerpunkt Japan
Wolfgang Mazals Wirken blieb nicht auf Österreich beschränkt. Er begann schon bald nach seiner Habilitation sein Interesse an sozialpolitischer Gestaltung rechtsvergleichend auf andere Staaten auszudehnen. Der Schwerpunkt lag dabei auf Ostasien, wobei seine große Leidenschaft seit 1997 Japan gilt. So ist er verantwortlich für das Joint Research Programme der Universität Wien und der Kyoto State University im Bereich Arbeitsrecht und Sozialpolitik, ist wissenschaftlicher Berater der strategischen Partnerschaft zwischen den Universitäten Wien und Kyoto und seit 2016 Visiting Professor an der Kyoto Universität.

Vom "offiziellen" Österreich wurden die vielfältigen Verdienste Wolfgang Mazals unter anderem mit der Verleihung des Ehrenkreuzes für Wissenschaft und Kunst I. Klasse 2022 gewürdigt.

Übergabe Festschrift

v. l. n. r.: Wolfgang Mazal und die Herausgeber:innen Olaf Kapella (ÖIF), Martin Gruber-Risak und Michaela Windisch-Graetz (beide Institut für Arbeits- und Sozialrecht) (Foto: Christine Geserick)

Festschrift würdigt vielfältige Interessen
Anlässlich seines 65. Geburtstages wurde eine Festschrift "Gesellschaft im Wandel – Zukunft gestalten" veröffentlicht. Diese vereint eine Vielfalt an Beiträgen, die das wissenschaftliche Schaffen und die mannigfaltigen Interessen des Jubilars würdigen. Renommierte Autor:innen aus dem In- und Ausland widmen sich aus unterschiedlichen Perspektiven dem Arbeitsrecht, dem Sozial- und Medizinrecht, der Familienforschung sowie dem Recht und der Ökonomie mit einem Asienbezug.

[Gekürzt und überarbeitet aus der Festschrift für Wolfgang Mazal]

Festschrift

Gruber-Risak, Martin; Kapella, Olaf; Brodil, Wolfgang; Windisch-Graetz, Michaela (Hg.) (2024): Gesellschaft im Wandel – Zukunft gestalten. Festschrift für Wolfgang Mazal. Wien: Facultas. ISBN 978-3-7089-2557-8 Link


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